It Would Be Quiet If Only A Few Birds Sing Their Song, 2023, ink on canvas, 212 x 320 cm

details, ink on canvas

It Would Be Quiet If Only A Few Birds Sing Their Song

Linda Berger
ARTIST STATEMENT
Parallel Vienna (AT), Pavillon 22, Raum 014 Erdgeschoss
05.09 – 10.09.2023

https://parallelvienna.com

 

ARTIST STATEMENT PARALLEL 23
PAVILLON 22 RAUM 014

LINDA BERGER

It Would Be Quiet If Only A Few Birds Sing Their Song
Tusche auf Leinwand, 212 x 320 cm, 2023

Ich verwende kurze, oft vertikale Linien mit Tusche und Zeichenfeder. Es ist für mich die einfachste Art, ein starkes Zeichen zu schaffen. Ich vermute, dass sie wegen des Einflusses der Schwerkraft in der Regel senkrecht verlaufen.

Nichts als Linien, bzw. Striche sind dargestellt und trotzdem umhüllen diese eine Ahnung von Konkreterem. Nicht nur der Strich spielt eine Rolle, dessen Stärke, Richtung und Überlagerung als grafische Spur zu sehen ist, sondern auch die Farbe sowie deren Auslassung, die Leerstelle.

Ich beginne und mache erste emotionale und physische Erfahrungen mit der Feder auf der Leinwand, ohne Konzept und Vorlage, es ist der einfache Versuch eine Unmittelbarkeit hinzubekommen.

Bezüge sind bei der Zeichnung / Abbildung da, sind aber nicht notwendig, um das Bild zu verstehen. Es ist vertraut u unbekannt, einfach und vielschichtig zugleich. Mit meiner Strich-Wiederholung schaffe ich mir einen ganz eigenen Kosmos, der (für mich) zugleich wunderschön und überwältigend ist. Ich sehe den Zeichenprozess in erster Linie als eine logische Abfolge von Handlungen, bei denen unbewusste Automatismen eine größere Rolle spielen als intuitive. Diese Dynamik entsteht irgendwo zwischen Meditation und selbst erbauten Gefängnis.

Eindrücke, Erinnerungen, Gefühle fließen ein u mischen sich, im “Seins-Prozess” entsteht das Bild. Ein oftmals “zu viel des Ganzen” bewirkt bei mir einen Rückzug in die eigene Welt, in der ich mich beim Zeichnen befinde. Dabei kreisen die Gedanken thematisch um das Leben, um die Entscheidungen, die wir alle machen müssen, die ganz Großen und die ganz Kleinen.

Ich versuche mit meinen Bildern den "gute Nachrichten"- Kanal zu zeigen, Mut oder Hoffnung zu geben, Gedanken zu öffnen, Zeit zu geben zum Schauen. Es braucht Zeit für die Verarbeitung der eigenen Gedanken, des Grübelns, der Ängste.

Oftmals finde ich das, was ich zeichne, nicht „gut genug“, es entsteht ein Zerstörungswunsch und deshalb werden Schicht über Schicht aufeinander gezeichnet. Was ich mache, fühlt sich nicht besonders an, wie im Labor entsteht, ohne Vorlage, Stück für Stück eine Fläche, durch Entscheidungen genauso oft wie durch Zufall, was die Farbe, die Richtung, die Dichte und letztendlich das Ergebnis angeht.

Im Versuch, die Zeit einzufangen, offenbaren die Zeichnungen Ruhe inmitten von Beschleunigung. Die Zeit wird durch die Zeichentechnik fast sichtbar gemacht und ich habe selbst Zeit zu beobachten, wie das Bild entsteht.

Es braucht keine Motive, um Bilder zu gestalten, es braucht Gedanken. Daraus wächst eine Art Landschaft, die nie auf echter Abbildung beruht. Es geht um das Verstehen des Einfachen, was alles zusammenhält, was wiederum das Schwerste ist, zu sehen, was ist.

 
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ON THE ROAD AGAIN, Kuenstlerhaus Wien (AT), 2023